Alte Schriften: Antike Götter in der Klosterbibliothek
Im Süden der Sinai-Halbinsel ragt ein hohes Felsmassiv auf. Dort, auf dem Jebel Mousa – dem Berg Sinai –, soll Moses nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten einst die »Zehn Gebote« von Gott empfangen haben. Der spätrömische Kaiser Justinian I. (482-565), der sich als großer Baumeister in seinem Reich hervortat, ließ am Fuß des geschichtsträchtigen Bergs eine große befestigte Anlage errichten: das Katharinenkloster. Die massiven Mauern fassten angeblich nicht nur den brennenden Dornbusch ein, in dem laut Bibelüberlieferung Moses glaubte die Stimme Gottes zu vernehmen, sondern auch eine der größten frühchristlichen Basiliken. In dem Bau, der mit prachtvollen Mosaiken ausgestattet ist, hängen die ältesten erhaltenen Ikonen der Welt.
Seit der Spätantike verwendeten und verwahrten die Mönche im Kloster handgeschriebene Bücher auf Tierhaut, also auf Pergament. Daher beherbergt das Katharinenkloster eine der wenigen Manuskriptsammlungen, die seit über einem Jahrtausend in ungebrochener Tradition am selben Ort besteht. Selbst nachdem die Region im 7. Jahrhundert unter islamische Herrschaft kam und Arabisch die Gebrauchssprache wurde, existierte das Kloster samt seiner Bibliothek weiter.
Am Fuß des Jebel Mousa sind heute mehr als 4500 Handschriften untergebracht. Viele haben die Mönche selbst vor Ort hergestellt, andere haben Pilger als Geschenk hinterlassen. Im Jahr 1975 erweiterte sich der Bestand wesentlich: In einem bis dahin unbeachteten Lagerraum entdeckte man dutzende Handschriften, die heute unter der Bezeichnung Neufunde bekannt sind …
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